20. 06. 2021 Markuskirche Hannover
21. 06. 2021 Sendesaal Bremen
23. 06. 2021 Alte Feuerwache Köln
Durch die Pandemie hat sich viel in unserem Alltag verändert. Unser Bewegungsradius hat sich stark eingeschränkt und wir leben derzeit quasi versteckt in unserem eigenen engen Raum. Die hoch entwickelte Kommunikationstechnologie sollte eigentlich dazu dienen, einen Raum des Anderen zu besuchen und einen Raum mit anderen zu teilen, ohne unseren eigenen Raum zu verlassen. Und vielleicht hat sie eigentlich dazu gedient, in Form von sozialen Netzwerken und auch in Form von Streaming-Konzerten. Aber wir sind schon längst seit vor der Pandemie in der Echo Chamber der sozialen Medien selbst quarantänisiert, und in Streaming-Konzerten können wir doch nicht einmal digital applaudieren.
Wir wussten jedoch vorher nicht, dass es so wertvoll ist, sich physikalisch in einem Raum des Anderen zu befinden und einen Raum des Anderen hörend zu erleben. Ein Präsenzkonzert bedeutet also nicht einfach ein Konzert mit einer besseren Klangqualität ohne technische Störungen, sondern Klang und Resonanz zu hören und dadurch den Raum wahrzunehmen. Jetzt ist endlich die Zeit gekommen, unseren Bewegungsradius wieder ein klein bisschen zu erweitern und ein Konzert in Präsenz – endlich einen fremden Raum – zu erleben, obwohl wir vielleicht dafür ein Teststäbchen und eine Maske ertragen müssen.
Das «project ensemble morph» thematisiert ausgerechnet zu dieser Zeit den Raum in seinen Konzerten. Das Ensemble wird sechs Uraufführungen von Werken der internationalen Komponist:innen in drei verschiedenen Städten präsentieren, wobei die Werke in drei verschiedenen Räumen, von einem konventionellen Konzertsaal bis zu einer Kirche, erklingen werden. Und der Kern des Konzepts der Konzerte besteht darin, dass sich jeweils ein physischer Raum mithilfe der Mikrofone und Lautsprecher in sechs unterschiedliche akustische Räume verwandelt: Von der unberührten natürlichen Räumlichkeit über die elektronisch verstärkten Klangräume bis zum oktophonischen Raumklang können die Zuhörer:innen sechs diverse Klangrealitäten erleben, die sich durch das Streaming nicht übertragen lassen und die – wie paradox! – die Träume der Komponist:innen widerspiegeln.
Text: Moonsun Shin
Nayoung Cheong, Klarinette
Adrian Albaladejo Diaz, Posaune
Zdravka Ivanova, Akkordeon
Marius Schnurr, Gitarre
Simon Foerster, Harfe
Mabel Yu-ting Huang, Klavier
Sungkum Yaung, Geige
Rosa San Martin Valdor, Bratsche
Richard Ander-Donat, Violoncello
Jieun Jun, Leitung
Areum Lee
Stille (2021, UA) für verstärktes Ensemble
Donny Karsadi
Sangkan Paraning Dumadi (2021, UA) für Geige solo, Licht, Projektor und Live-Elektronik
Chanhee Lim
(s)ein (2021, UA) für Ensemble mit Live-Elektronik
Jieun Jun
Klavier pur (2020, UA) für Klavier solo
Pouria Eghdami
Regolith (2021, UA) für Ensemble und Elektronik
Konstantin Heuer
polar gigantism (2021, UA) für Ensemble und Elektronik